Keine Transformation ohne ein Dazwischen

Aktualisiert am 05.12.2024

Rückblick auf den EKBO-Werktag Innovation „Vorsicht Stufe“

In Fortsetzung an den vorangegangenen Werktag „Am Ende der Illusion“ im September 2023, war die Veranstaltung „Vorsicht Stufe“ am 14. März 2024 geprägt von Impulsen, Gesprächen und der aktiven Auseinandersetzung mit dem Abschiednehmen.

Begrüßung von Matthias Spenn

Die uns bekannte Kirchenorganisation stirbt und wir wissen nicht, was dann kommt. „Vorsicht Stufe“ bedeutet dabei hoch oder runter, aber nicht gleich weiterlaufen, sondern innehalten, aushalten.

Dieses Innehalten beschrieb Dr. Christopher Scholz in seinen Impulsvortrag als das „Ankommen im Dazwischen“. Dazwischen als die Phase des Übergangs von einem Zustand in einen anderen Zustand. Zum Beispiel bei der Entwicklung einer Raupe zum Schmetterling. Die Transformation braucht das Dazwischen und die Zielvorstellung entwickelt sich erst in diesem Prozess.

Wir als Kirche befinden uns in diesem Dazwischen. Einem Zustand, in dem die übliche Ordnung aufgehoben ist, wo Regeln nicht mehr greifen und noch kein Gegenentwurf zum „Bisherigen“ existiert. Das Dazwischen, mit seiner Unsicherheit, dem Veränderungsschmerz, dem sich ausgeliefert fühlen, aber auch dem Raum für Kreativität, neue Erfahrungen und Visionen.

Dieser Prozess ist nicht gut oder schlecht, sondern ambivalent und Voraussetzung für den Abschied.

Denn je klarer unser Bild vom Dazwischen ist, und je vertrauter wir mit der Kunst des Dazwischen sind, desto leichter fällt es uns, das Alte loszulassen. Neues kommt nur, wenn Altes sterben darf.

In vier Workshops wurde gemeinsam gearbeitet und sichtbar gemacht, von was allem sich Kirche verabschiedet und in Zukunft verabschieden muss. Von Strukturen und Traditionen, von alten Denkmustern und Verhaltensweisen, von Arbeitsfeldern und Angeboten, von Gebäuden und Ressourcen, von Menschen, die die Kirche verlassen.

Bei einem gemeinschaftlichen Trauermahl gab es Gelegenheit, sich zusammenzufinden und auszutauschen. Erinnerungen zu teilen, Geschichten zu erzählen, Abschiedsreden zu halten und ganz Persönliches zu verabschieden. Den Ausklang bildete eine an das Trauermahl anschließende Prozession.

Die Kirchenorganisation, wie wir sie kennen, steht vor einer ungewissen Zukunft. „Vorsicht Stufe“ erinnert uns daran, nicht einfach weiterzugehen, sondern innezuhalten und das „Dazwischen“ zu akzeptieren. Diese Phase des Übergangs ist entscheidend für die Transformation von Kirche. Es ist eine ambivalente Zeit, die jedoch notwendig ist, um das Alte loszulassen und so Platz für das Neue zu schaffen. Die Bereitschaft, sich mit dem Dazwischen auseinanderzusetzen, bestimmt unsere Fähigkeit, den Wandel zu gestalten und eine Zukunft zu formen.