WERKTAG „Am Ende der Illusion“ – oder: Die EKBO auf dem Weg zur nächsten Kirche

Aktualisiert am 16.11.2023

Der Werktag versammelte knapp 150 Teilnehmer:innen, die sich intensiv mit dem Ende der Illusion beschäftigten und sich den aktuellen Realitäten der Kirche stellten: Relevanzverlust, schwindende Ressourcen und Säkularität.

Vor diesem Hintergrund haben Ursula Hahmann und Valentin Dessoy (Hahmann & Dessoy) in mehreren Gruppenarbeiten den kritisch-konstruktiven Diskus angestoßen. Die Teilnehmenden wurden ermutigt, sich wesentliche Fragen zu stellen und eigene Antworten zu formulieren.

Im ersten Teil des Werktages stand die Suche nach dem persönlichen Warum – Was ist meine tiefste Motivation, warum und wie will ich Kirche sein?  Denn im Purpose vereinen sich Berufung, Mission und Leidenschaft – das ist es, was uns im tiefsten Inneren antreibt, uns leitet und Orientierung gibt.

Durch die gewonnene Klarheit über unsere Motivation können wir Aufgaben und Entscheidungen auf das Wesentliche reduzieren. So entsteht Raum für Kreativität und neue Gedanken.

Diese Kirchenorganisation wird sterben und wir wissen nicht, was dann kommt.

Auch wenn wir heute nicht wissen, wie das Neue aussieht, führt der Weg zur nächsten Kirche nur über Loslassen, dem Schaffen von Freiräumen und dem Mut den nächsten Schritt zu gehen. Wie das Schaffen von Freiräumen funktionieren kann, darum ging es im zweiten Teil des Werktages. Denn es ist nicht möglich, das Bestehende aufrechtzuerhalten und gleichzeitig zu lernen, wie das Neue funktioniert.

In der praktischen Auseinandersetzung gingen die Teilnehmer:innen in die Reflexion, um die Wirkung des Bestehenden im Sinne des Purpose, des Kerns von Kirche, zu ermitteln. Angebote ehrlich zu hinterfragen und zu verabschieden, wenn klar ist, dass die Wirkung gering, der Aufwand aber enorm ist. Neues kommt nur, wenn Altes stirbt.

Emotionaler Höhepunkt war der Impulsvortrag von Bischof Stäblein, der das Dilemma des Aushaltens folgendermaßen formulierte: „Diese Kirchenorganisation wird sterben, es geht ja gar nicht anders. Wir gucken geradezu zu – mit all den Ambivalenzen. … Wir wissen nicht den Weg der Transformation schon vorher, wir wissen nur die kleinen Schritte und die guten Planungen, die wir machen müssen, machen sollen. Nix Hände in den Schoß – das Meer des Todes beim Exodus spaltet sich, als die Menschen den ersten Fuß hineinsetzen – ohne zu wissen, ob und wo sie ankommen. Das war immer so, das ist auch jetzt so.“

Bei aller Ungewissheit ist Passivität keine Option. Doch es ist wichtig den Fokus vom Funktionieren (wollen) auf Lernen (wollen) zu legen. Wir müssen Raum schaffen, uns zu unterbrechen, loszulassen, ohne zu wissen, was kommt. Dazu gehört ausprobieren, experimentieren, Fehler machen. Nur so gelingt nachhaltige Veränderung. Wenn das Mindset stimmt und der Raum vorhanden ist, wird Energie freigesetzt, dass Neues aus sich heraus entstehen kann. 

Und somit können wir am „Ende der Illusion“ mit Gewissheit sagen: Es geht weiter.

 


Präsentation Werktag am Ende der Illusion (© Hahmann & Dessoy)


Hinweis

In unserer Landeskirche wird an den Themen des Werktages und vielen anderen bereits gearbeitet: