Im Oktober 2024 war Annika Müller-Praefcke (EKHN) für ihr Spezialvikariat im Arbeitsbereich Innovation. In dieser Zeit hat sie viele Dritte Orte in der EKBO und darüber hinaus besucht, an zahlreichen Veranstaltungen teilgenommen und ist mit den Akteur:innen vor Ort ins Gespräch gekommen. Ihre Beobachtungen und Erkenntnisse und was es braucht, damit Dritte Orte gelingen, teilt sie hier:
Engagierte Einzelne, die an Vorhandenes anknüpfen
Hilfreich ist es, wenn die Projekte an Vorhandenes anknüpfen und dies wachsen lassen. Das gelingt besonders durch engagierte Einzelne, die von der EKBO zeitliche und finanzielle Ressourcen gestellt bekommen und als Drahtzieher für weitere Mitarbeitende fungieren. Eine genaue Definition der Zielgruppe kann helfen, passende Angebote zu kreieren – in diese kann auch die Zielgruppe einbezogen werden.
Gemeinsam essen
Essen verbindet! Menschen kommen gerne zu Veranstaltungen, bei denen gegessen wird. Hier kommt man in Kontakt, es werden Geschichten erzählt und ganz nebenbei übt man sich in Kommunikation und Diskussion.
Nachbar:innen einbeziehen
Nachbarschaft – Fluch oder Segen? Nachbar:innen zu den eigenen Angeboten einzuladen oder gar eine Veranstaltung nur für sie organisieren, bei der man den Dritten Ort vorstellt, lässt Hürden abbauen. Und vielleicht werden sie ja sogar zu wertvollen Kooperationspartner:innen.
Netzwerk aufbauen
Das Netzwerk kann unendlich groß gedacht werden. Besonders Professionelle bringen die Arbeit auf ein hohes Niveau und erweitern es um ihr eigenes Netzwerk. Hier heißt es: Macht abgeben, statt zu kontrollieren. Zudem hängt die Initiative durch die Netzwerke nicht an einzelnen Personen.
Bühnen geben und Identität schaffen
Dritte Orte schaffen Räume zur Identitätsbildung und geben Menschen eine Bühne für ihre Talente. Menschen engagieren sich gerne in Bereichen, in denen sie mit ihren Stärken wirksam sein können und gesehen werden.
Ort lieben
Ästhetik stößt Veränderung an. Und so kommen Menschen gerne an Orte, an denen eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen wird. Also packt die Lichterketten aus! Besonders hilfreich ist es, sich der Ästhetik der Zielgruppe anzupassen.
Hinterfragen
Letztlich müssen Dritte Orte immer wieder ihre Arbeit hinterfragen und die Wirkung analysieren. Dafür ist es sinnvoll, sich Feedback von Teilnehmenden einzuholen und dies mit den zuvor gesetzten Zielen zu vergleichen. Hier gilt besonders zu beachten: Schwierigkeiten sind ganz normal und Ziele dürfen sich verändern. Ausprobieren hilft!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Programm Dritte Orte große Freiräume bietet, die von den Mitarbeitenden geschätzt werden. Hier können Formate ohne Zwang ausprobiert werden und Ziele dürfen sich verändern. Diese Freiräume sind meiner Einschätzung nach eine Besonderheit des EKBO-Programms, diese wirken sich positiv auf das Wirken der Dritten Orte aus. Sie erreichen Menschen, die sonst keinen Zugang zur Kirche finden – sowohl Menschen mit ersten kirchlichen Erfahrungen als auch solche, die hier ihren ersten Kontakt zur Kirche haben. In den Dritten Orten finden Menschen eine Heimat, sammeln neue Erfahrungen und entwickeln Identität.
Die Unterstützung durch relevante Personen und den Kirchenkreis wird als großer Erfolgsfaktor wahrgenommen. Eine engere Begleitstruktur, bei der beispielsweise die Dritten Orte jährlich von einer Art Mentor:in besucht werden und gemeinsam an Herausforderungen gearbeitet wird, könnte jedoch meiner Meinung nach die Orte in ihrer Entwicklung fördern, da eine externe Perspektive meist wertvolle Impulse liefert.
Für Orte wie refo Moabit , die Startbahn und das Segensbüro ist die EKBO bereits überregional bekannt. Eine eigene Homepage würde jedoch die Möglichkeit bieten, sich in den wissenschaftlichen Diskurs einzubringen und von anderen Landeskirchen sowie darüber hinaus stärker wahrgenommen zu werden. Auf mich wirkt das Programm „Dritte Orte“ der EKBO aufgrund der oben genannten Punkte sehr erfolgreich und ich durfte viele tolle Erfahrungen beim Besuch zahlreicher Dritter Orte sammeln und eine sich verändernde Kirche miterleben, die in der Gesellschaft durch neue Ausdrucksformen als relevant wahrgenommen wird.
Für unseren Arbeitsbereich Innovation sind diese Erkenntnisse sehr aufschlussreich. Bestätigen sie doch die Notwendigkeit und die Wirkung der Dritten Orte in unserer Landeskirche. Wir danken Annika und allen Dritten Orte, die sie besuchen konnte, für diese wertvollen Impulse.