Alte Texte an neuen Orten: Bibel auf Zoom

„Erstaunlich, dass das geht!“ Das ist oft die Rückmeldung, die zu hören ist, nachdem sich Gruppen im Rahmen einer Videokonferenz mit einem biblischen Text auseinandergesetzt haben. Ja, es geht! Gemeinsame Bibelarbeit geht auch vor dem Bildschirm – ohne Stuhlkreis, Klassenzimmer oder Gemeindehaus. Was nicht heißen soll, dass wir uns nicht darauf freuen würden, wenn wir wieder in einem physischen Raum zusammen sein können. Aber für jetzt heißt es, andere Orte zu nutzen. Ein solcher anderer Ort ist der virtuelle Raum, der wider Erwarten das bietet, was eine Bibelarbeit braucht: Offenheit für Neues, Nachdenken, Momente der Stille, Zuhören, Sprechen, Sehen und Ausprobieren.

Codex Amiatinus, 700 n. Chr. (gemeinfrei)In einer Semesterveranstaltung zu biblischen Heilungsgeschichten in Kooperation von Theologischer Fakultät und AKD erarbeiten wir mit Theologiestudierenden und Religionslehrkräften biblische Texte mit unterschiedlichen Methoden: ein Bibliolog war bislang dabei, eine Textraumerkundung, die Methode „Bibelteilen“ und die Västerås-Methode. Die Lerngruppe wächst zu einer Gemeinschaft zusammen, auch wenn alle jeweils alleine vor ihrem Bildschirm sitzen. Und wir machen die schöne Erfahrung, die sich immer einstellt, wenn Menschen miteinander biblische Texte lesen, ob nun analog oder virtuell: eine Gruppe sieht mehr als einer oder eine alleine sehen würde. Die unterschiedlichen Perspektiven bereichern. Und auch in dem bekanntesten Text lässt sich plötzlich etwas Neues entdecken.

Ulrike Häusler (Humboldt-Universität) und Margit Herfarth (AKD)