Beschreibung |
Mensch bleiben
Was bedeutet es eigentlich, Mensch zu sein und was bedeutet es, Mensch zu bleiben unter den unmenschlichen Bedingungen der Gefangenschaft im Konzentrationslager?
„Ja, ich hatte gelacht! Man lachte so selten im Lager, wie gut das tat!“, schreibt Anise Postel-Vinay in einer Erinnerung. Sie bezieht sich auf eine humoristische Operette, die ihre Freundin Germaine Tillion im KZ Ravensbrück über das Leben dort verfasste. Und sie fügt hinzu: „Aber ich habe Angst. Was wird mit Germaine passieren, wenn die Blätter entdeckt werden? Sie wird im „Zellenbau“ verschwinden, und wir werden sie nie wiedersehen.“
Zeugnisse wie dieses berichten vom Widerstand gegen die Entmenschlichung im KZ. Sie erzählen von Nähe und von der gemeinschaftsstiftenden Kraft der Musik, der Poesie, des Lachens und Erzählens, der Erinnerung und der Religion. Heimlich und im Verborgenen ereignete sich diese Gemeinschaft, immer begleitet von der Angst, entdeckt und bestraft zu werden. Dennoch wurde sie als stärkend und tröstlich erlebt; sie ermöglichte kleine Fluchten aus dem lebensfeindlichen Lageralltag.
Das Interreligiöse Gedenken widmet sich in diesem Jahr solchen Zeugnissen des „Menschbleibens“ von in Ravensbrück gefangenen Frauen. An verschiedenen Stationen auf dem ehemaligen Lagergelände werden ihre Berichte zu hören sein. Die jüdischen, christlichen und muslimischen Mitwirkenden in der Zukunftswerkstatt Interreligiöses Gedenken Ravensbrück laden zu diesem Rundgang ein. Schülerinnen des Arndt-Gymnasium Dahlem in Berlin werden das Gedenken mit einem individuellen Beitrag der Auseinandersetzung begleiten. Am Ende des Rundgangs soll eine gemeinsame Zeichenhandlung stehen. Wer möchte, kann dazu einen Stein oder Blumen mitbringen, um sie dort abzulegen.
23. April 2023 | 14:45 Uhr | Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
[Treffpunkt vor dem Besucherzentrum]
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