Mit der Team-Analyse (Frei-)Räume der Zusammenarbeit vor Ort entdecken
Nach langer konzeptioneller Entwicklung und intensiven Gesprächen im Kuratorium des AKD ist im Januar 2024 der neue Arbeitsschwerpunkt »Personalbegleitung« offiziell gestartet.
Neben der kollegialen Beratung liegt der Schwerpunkt zunehmend in der Vernetzung verschiedener Berufsgruppen untereinander. Insbesondere soll dabei auch die Zusammenarbeit in den Gemeinden vor Ort gestärkt werden. Statt Angebote für nur eine Ziel- oder Berufsgruppe zu machen, soll der interprofessionelle Zusammenhang gefördert werden. Entsprechend sind auch die drei halben Stellen im Arbeitsschwerpunkt »Personalbegleitung« interprofessionell besetzt. Die Formate und Angebote der Personalbegleitung sind fast durchweg auf die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen ausgerichtet und schlagen sich in drei Themenschwerpunkten nieder:
- Berufs- und Persönlichkeitsentwicklung
- Arbeitskultur
- Navigation in Kirche
Weitere Informationen dazu finden sich auf unserer Website.
Team-Analysen: Interprofessionell und praxisnah
Ein konkretes interprofessionelles Format, das wir entwickelt haben, sind die Team-Analysen. Im Bereich der »Fortbildung in den ersten Arbeitsjahren« (FEA) für Pfarrer:innen sind die Team-Analysen ein Pflichtmodul. Natürlich können diese genauso auf andere Teamzusammenhänge übertragen werden. Die Grundidee der Team-Analysen ist, dass nicht einzelne Teammitglieder geschult werden, sondern dass das gesamte Team vor Ort zu den Analyseergebnissen beiträgt und gemeinsam an einem Auswertungsgespräch teilnimmt. Die Team-Analyse gliedert sich in drei Schritte.
1. Auswahl des Teams
Bei der Auswahl achten wir darauf, dass die Teams sich aus verschiedenen Berufsgruppen zusammensetzen. Oft sind auch Ehrenamtliche beteiligt (z. B. in der Funktion als GKR-Vorsitzende oder als Teil des Gottesdienst-Teams). Dabei handelt es sich in der Regel um Teams, die vor Ort in der Gemeinde schon zusammenarbeiten, sich bislang aber nur bedingt als Team verstehen bzw. als solches gesehen werden. So geschieht die Gottesdienstvorbereitung fast immer in einer Vielfalt unterschiedlicher Professionen, die Zusammenarbeit wird aber selten thematisiert. Die Auswahl eines solchen Teams macht die Vielfalt und Bedeutung interprofessioneller Teamarbeit vor Ort bewusst. Indem Interprofessionalität als Ressource in den Blick kommt, wird die Zusammenarbeit gestärkt.
2. Durchführung der Analyse
Sobald das Team ausgewählt ist, erhalten alle Mitglieder einen Link zu einem Persönlichkeitstest, den sie selbstständig in etwa 30 Minuten ausfüllen können. Wir nutzen hierfür das Team-Check-Verfahren des LINC-Instituts (www.linc.de), einer Ausgründung der Leuphana-Universität Lüneburg. LINC bietet digitale Persönlichkeitstests auf hohem wissenschaftlichem Niveau, die die Persönlichkeit umfassend entlang verschiedener Verhaltenspräferenzen analysieren. Sobald alle Teammitglieder den Test ausgefüllt haben, erhalten sie die gemeinsame Teamauswertung.
3. Teamauswertung
An dem Auswertungsgespräch nehmen alle Teammitglieder teil. Es findet digital statt und dauert ca. 90 Minuten. Schwerpunkt in den Auswertungsgesprächen ist die Frage nach der Zusammenarbeit untereinander: Wie verstehen wir uns als Team? Wie arbeiten die unterschiedlichen Charaktere im Team zusammen? Wo liegen Ressourcen, wo begegnen wir aber auch Hindernissen in der Zusammenarbeit?
In den zahlreichen Teamgesprächen, die wir bisher begleitet haben, zeigt sich immer wieder, wie wertvoll der Austausch für die Teams ist. Dabei geht es nicht nur um die fachliche Zusammenarbeit, sondern auch darum, wie sich diese gestaltet, um herauszufinden, was das Team für eine produktive Zusammenarbeit benötigt. Das kann beispielsweise ein klareres gemeinsames Zielbild sein oder ein fest eingeplantes Zeitfenster für gegenseitiges Feedback. Die Team-Analysen sind weder Teamsupervisionen noch Gemeindeberatungen vor Ort und können diese auch nicht ersetzen. Das Format der Team-Analysen dient dazu, die Personen für Teampotenziale und für die interprofessionelle Zusammenarbeit in ihren Arbeitszusammenhängen zu sensibilisieren. Interprofessionalität ist hier keinesfalls etwas Theoretisches oder Abstraktes, sondern wird ganz konkret und praxisnah miteinander erfahren. Dadurch kann sich ein Teamverständnis entwickeln, das die Stärken und Bedürfnisse der anderen wahrnimmt und sichtbarer macht. Es zeigt auf, welche konkreten Mehrwerte die Zusammenarbeit bietet.
Gerade in den Auswertungsgesprächen zeigt sich immer wieder, wie wichtig der Freiraum des gemeinsamen Gesprächs ist, um sich auszutauschen, miteinander zu reflektieren, wie man sich als Team versteht, was das Team auszeichnet und wie es weiter gestärkt werden kann. Die Team-Analysen können ein Instrument sein, um solche Freiräume zu ermöglichen und interprofessionelle Zusammenarbeit praxisnah zu stärken.
Holger Bentele und Henrike Pfannenberg

Dieser Artikel ist Teil des AKD-Arbeitsberichts 2023/2024.