Espresso-Kirche – kurz, konzentriert und belebend

Am 15. September 2021 lud die EKBO das Netzwerk Innovation zu einer (virtuellen) Gesprächsrunde ein. Diese Runde knüpfte an ein erstes, durch die EKM vorbereitetes, Vernetzungstreffen im Februar 2020, für sogenannte „Erprobungsräume“, an. 

Eingeladen waren ausdrücklich alle Menschen in den Landeskirchen, Praktiker:innen, die entweder in innovativen Projekten wirken oder diese, als Verantwortliche leitend fördern.

Ziel war es, sich mit Grundprinzipien, Szenarien und Erfahrungen innovativer Praxis zu beschäftigen und viel voneinander zu hören.

Die Espresso-Kirche war kurzweilig, effektiv und flexibel. Neben den Hauptpunkten konnten Bedürfnisse und mitgebrachte Fragen der Teilnehmer:innen eingebracht und diskutiert werden. An oberster Stelle stand der Austausch und die Vernetzung untereinander.


Die zentralen Fragen und Ergebnisse können Sie hier nachlesen:

1. Wie lässt sich Innovation steuern?

  • These: Innovation lässt sich nicht steuern! – Aber man kann Einfluss nehmen, durch gute Bedingungen, die ermutigen und ermöglichen können.
    Dazu zählen aufseiten der Aktiven (Akteur:innen): Lust (als Motivator), Langeweile (erzeugt Kreativität) und Druck/Krise.
    Auf Leitungsebene braucht es Unterstützung, in der zurückgetreten wird – Freiräume eröffnend und Vertrauen aussprechend. Geld hilft natürlich auch.
  • Wenn man innovativ unterwegs sein will, gehören gesetzte Ziele dazu, mit der Einschränkung, dass diese immer wieder reflektiert (überprüft) und auch angepasst werden müssen. Der Weg ist das Ziel – im Dreischritt 1. Dokumentation, 2. Evaluation, 3. Austausch.
  • Hilfreich ist es, weniger nach den „Zielen“ und mehr nach der „Wirkung“ zu fragen: „Was wollen wir erreicht haben?“
  • All das kann kurzfristig Haltung verändern, die langfristig Kultur verändert.

2. Wie geht innovative Kreativität zusammen mit behördlicher Betriebsorganisation?

  • Ausgangsthese: Je weniger Struktur, desto mehr Innovation. Es braucht den Freiraum, eine Spielwiese mit wirklicher Freiheit – wenigstens gesichert für Innovationszyklen von zwei oder zehn Jahren 
  • Freiraum z.B. für Multidisziplinarität: andere Professionen neben Pfarrer:innen, Kirchenmusiker:innen, Jurist:innen …
  • Entscheidend sind die Ränder/die Grenzen (zeitlich und örtlich) dieses Freiraums
  • Konzept der Ambidextrie (vgl. das SI Kompakt unter siekd.de/mit-beiden-haenden-geht-es-besser), d. h. zwei Betriebssysteme, zwei Kulturen etc. parallel nebeneinander. „Zwischen den verschiedenen Logiken temporären Frieden herstellen.“ Hinterher entscheiden: was ist entstanden? Was soll weitergehen? Transferiert werden? Etc. – in aller Offenheit des Gesprächs
  • Innovationsprojekte sind etwas anderes als die Veränderung von Kirche insgesamt bzw. als Organisationsentwicklung – nicht ersteres für letzteres halten oder missbrauchen!
  • Strikt Ressourcen-/Einsparungsprozess trennen vom Innovationsprozess – sonst frisst ersterer letzteren auf
  • Es geht nicht nur um Strukturfragen, sondern auch um Kulturfragen: Aufgaben, Themen, Werte – eine Kultur aufzubauen!

3. Innovation durch Reduktion oder zusätzliche Investition?

  • Es ist schwierig, Menschen zu begeistern, Projekte zu wagen, da Überlastung durch Zusätzliches – wenn ihr gesund arbeiten wollt, dann müsst ihr auch was sein lassen
  • Strukturen hemmen Ressourcen – Zeit Ressourcen durch weniger Gremienarbeit, es braucht die Erlaubnis von oben, Dinge weglassen zu dürfen – und die Selbst-Erlaubnis
  • Ressource – Spiritualität kommt zu kurz: wichtig Anregungen für eigenen Glauben finden, Sinnstiftung, Kreis mit Mitglaubenden
  • Gestalten – Verwalten – Aushalten – Neues bringt Aufwand und Konflikte mit sich
  • Spaß als Voraussetzung: Innovation und Ressourcen durch Freude an der Sache – dann kommt die Motivation von allein
  • Ressourcen Gewinnung durch Kooperationen mit anderen Gemeinden – es muss nicht immer alles an jedem Ort stattfinden – Gottesdienste gemeinsam vorbereiten, Konfi-Arbeit zusammenlegen etc.
  • Finanzierung durch Kooperationen mit Kommune – Fördervereine gründen, nicht alles kostenfrei anbieten

Offene Fragen

  • Sind nur die Projekte innovativ oder die Gesamtkirche? Innovationsprojekte als Feigenblatt oder Rückwirkung der Projekte auf die Kirche? Was heißt innovative Kirche?
  • Dürfen die neuen innovativen Formen die Struktur der Landeskirche verändern?
  • Wie kommuniziere ich, dass es keine Zweckprojekte sind? Sondern ein neues Format von Kirche?
  • Langfristigkeit und Vernetzung – wie wird das neue zu einer Bewegung?
  • Wie kann in den aktuellen Entwicklungen eine digitale Gemeinschaft aufgebaut werden?
  • Wie erreichen wir Menschen? Wie kann eine Gemeinde den Mut haben, Projekte zu entwickeln, die nicht zurückführen in Gemeinde?

Weitere Informationen zu Innovation, Kommunikation und Projektmanagement in der EKBO.