Mit dem Blick auf das Wahljahr 2025 und in Zeiten politischer Weichenstellungen ist es wichtiger denn je, Veranstaltungen zu schaffen, die den Dialog und das Miteinander in den Mittelpunkt stellen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Förderung gegenseitiger Wertschätzung, Empathie und Respekt. Diese Werte entstehen nicht von selbst, sie wachsen aus Begegnungen, Zuhören und dem Aushalten auch kontroverser Meinungen. Genau solche Räume sind auch von zentraler Bedeutung für ein funktionierendes demokratisches Miteinander.
Im AKD-Arbeitsbereich Innovation entwickeln und erproben wir deshalb immer wieder Formate, die den Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland und Europa beleben. Wenn sie erfolgreich sind, hoffen wir, dass sie möglichst viele Nachahmer:innen finden.
Ein besonders niedrigschwelliges und zugleich kraftvolles Diskursformat durften wir bei den Christlichen Begegnungstagen (CBT) in Frankfurt (Oder)-Słubice mit der »Tafel der 4.000« erleben. Die Idee war simpel und genial: Gemeinsames Essen schafft Nähe. So entstand in der Altstadt von Frankfurt (Oder) eine fast ein Kilometer lange Essenstafel, an der am 8. Juni 2024 von 18:30 bis 19:30 Uhr 4.000 Menschen zusammenkamen, um miteinander zu speisen. Frankfurter:innen und Gäste aus Polen, Tschechien, Ungarn, Österreich, Slowenien, der Slowakei, der Ukraine und natürlich aus ganz Deutschland fanden sich ein, um ein Mahl zu teilen und sich dabei kennenzulernen.
Wie das funktionierte? Mit Material in fünf verschiedenen Sprachen – und wenn das nicht reichte, halfen Hände, Bilder und Gesten. Die Kommunikation war an diesem Abend auf jeden Fall erfolgreich, wie uns die vielen begeisterten Rückmeldungen zeigten.
Das gemeinsame Essen wurde zu einem symbolischen Akt der Verständigung. Es war mehr als nur eine Mahlzeit – es war ein Zeichen des Friedens in Zeiten voller Unsicherheit. Die Tafel, die tausende Menschen friedlich vereinte, hat viele tief bewegt. Solche Momente hinterlassen Spuren, die lange nachwirken werden. Die Hoffnung besteht, dass dieses Format – vielleicht in abgewandelter Form – an anderen Orten wiederholt wird, sei es auf dem Marktplatz von Cottbus oder in Brandenburg. Solche Begegnungen begeistern nicht nur, sie schaffen bleibende Verbindungen.
Auch bei den WERKTAGEN 2023 und 2024 war das gemeinsame Essen ein zentrales Symbol der Begegnung. Inmitten gesellschaftlicher und kirchlicher Umbrüche, die uns alle betreffen, boten diese Tage Raum für intensive Auseinandersetzungen und einen realistischen Blick auf die Zukunft der Kirche. Denn eins ist klar: Die Kirche, wie wir sie kennen, wird sich auflösen. Wir sind konfrontiert mit schwindenden Ressourcen, Fachkräftemangel und der Säkularisierung unserer Gesellschaft. Doch diese Herausforderungen bergen auch Chancen, die es zu nutzen gilt.
Verena Kühne und Arlett Rumpff

Dieser Artikel ist Teil des AKD-Arbeitsberichts 2023/2024.
Fotos: Matthias Kindler, Reveka Ryzhykova