Segen2go? – Veränderungen der Ritualkultur als Herausforderung für die kirchliche Praxis

Online-Veranstaltung
14
Jan
Ausgebucht
Fr 14.01.20229.30–18.00Termin merken
Segen2go? – Veränderungen der Ritualkultur als Herausforderung für die kirchliche Praxis
Tom Morel – Unsplash

Beschrei­bung

Neu: corona-bedingt online!

Diese Fortbildung dient dem Austausch von Erfahrungen und will gleichzeitig Impulsgeber für die Weiterentwicklung der eigenen Ritualkultur sein. Dazu dienen neben dem Austausch der Teilnehmer:innen-Vorträge und vor allem praxisorientierte Workshops.

Die Veranstaltung beginnt mit einem Vortrag von Professor Michael Domsgen mit dem Thema: 

Es ist verrückt! Veränderungen in der rituellen Jugendkultur und ihre Bedeutung für die kirchliche Jugendarbeit.

Die rituelle Landschaft differenziert sich – insbesondere bei Jugendlichen – immer mehr aus. Neben den religiösen Ritualen wie Konfirmation, Firmung oder Bar/Bat Mizwa existiert eine wachsende Fülle für die wachsende Zahl derjenigen Jugendlichen, die keiner Religion angehören: Zu Segensfeiern und Jugendweihe  gesellen sich Rituale von Erlebnispädagog:innen (u. a. „Phönixzeit“, „WalkAway“) oder freien Ritualbegleiter:innen sowie eine zunehmend privatisierte Gestaltung dieses Übergangs („Sweet Sixteen“). Traditionen schmelzen ab, bilden sich um. Es lohnt sich, diese Zeichen der Zeit genauer unter die Lupe zu nehmen und nach ihrer Bedeutung für uns als Kirche zu fragen!

Diese Fortbildung fokussiert nicht nur auf die Bedeutung des Segens bei kirchlichen Feiern, sondern ermöglicht, die unterschiedliche Ritualpraxis durch deren Vertreter:innen vor Ort kennenzulernen und sich im Blick auf die eigene Praxis inspirieren zu lassen. 

Zur Vorstellung ihrer Ritualpraxis wurden angefragt

Jugendweihe Berlin/Brandenburg e. V. führt seit 1990 die 168-jährige Tradition der Jugendweihe in Deutschland weltanschaulich und parteipolitisch unabhängig fort. Als öffentlich anerkannter Träger der freien Jugendhilfe versteht sich der Verein als Mittler zwischen den Generationen. „In der Zeit des Übergangs vom Kind zum jungen Erwachsenen sind wir Ratgeber und Begleiter für Kinder, Jugendliche und Familien. Unser Ziel ist es, jungen Menschen das Hineinwachsen in die Gesellschaft zu erleichtern. Dabei knüpfen wir an das Bedürfnis vieler Familien an, besondere Ereignisse im Zusammenleben würdig zu feiern. Die Festveranstaltungen zur Jugendweihe mit zeitgemäßen Kulturprogrammen geben dazu Gelegenheit.“

Eine schulbezogene Segensfeier für konfessionslose Jugendliche wird von der Evangelischen Schule in Neuruppin vorgestellt. Dieses Angebot ist in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Kirchenkreis für Schüler:innen der 8. Klasse, die nicht konfirmiert werden wollen, bestimmt. Es ist ein Angebot für Jugendliche in der Phase des Lösens und Veränderns innerhalb der Familie und versucht Lebensfragen mit Glaubensfragen in Beziehung zu setzen und soll ein attraktives Angebot sein, das auch die Familie einbezieht. Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit erhalten, für sich Orientierung, Entscheidungshilfe und einen Halt zu finden. Den Abschluss des Prozesses bildet ein Festgottesdienst mit der Familie, um die Schwelle des Veränderungsprozesses in Familie symbolhaft zu sehen.

Mädchen – Übergangszeit „Artemisia“
Artemisia-Mädchenzeit ist eine Zeit für 13- bis 16-Jährige, in der sich die Mädchen auf dem Weg zum Frausein Schritt für Schritt von ihrer Kindheit verabschieden. Dieses Angebot kann eine kraftvolle Ergänzung oder Alternative zur Jugendweihe oder zur Konfirmation/Firmung sein. Dies ist auch eine Unterstützung für Eltern, die für ihre Tochter eine Übergangsbegleitung suchen und sie in dieser Zeit durch Verständnis und Vertrauen begleiten wollen. Wertschätzung und Offenheit erfahrener Frauen tragen dazu bei, dass die Mädchen selbstbewusster und verantwortungsvoller aus dieser Zeit herausgehen. Das große Geschenk an die Mädchen ist es, dass sie sich Zeit für sich selbst und ihre Lebensphase nehmen können. Artemisia – Mädchenzeit  ist von der Drachinzeit in Potsdam inspiriert, in der erfahrene Frauen an verschiedenen Orten schon seit fast 20 Jahren junge Mädchen in ihrem Übergang zur jungen Frau begleiten. Wir werden unter einfachen Bedingungen in der Natur sein und am offenen Feuer kochen. Der Höhepunkt ist eine viertägige Übergangszeit in der Natur mit einem abschließenden kleinen Fest zusammen mit Familien und Patinnen.

Als Übergangsritual im Judentum wird Bar oder Bat Mizwa vorgestellt. Jüdische Jugendliche und/oder Erwachsene erzählen aus ihrem persönlichen Alltag und berichten über wichtige Lebensereignisse wie z. B. Bar oder Bat Mizwa. Im Vordergrund steht weniger die Vermittlung von Wissen, sondern der lebendige und unbefangene Austausch. 

Übergangsrituale im Islam: In der islamischen Tradition tritt das Individuum ab einem bestimmten Alter in die religiöse Mündigkeit ein und hat sich ab dann zu verantworten sowohl für die eigene religiöse Praxis als auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen – ein neuer Lebensabschnitt also. Thematisiert wird mit diesem Lebensabschnitt der Mündigkeit, das Ritual der Beschneidung und das Erlernen des Korans, die ebenso neue Abschnitte einleiten und oft an gewisse Zeremonien gebunden sind. Dies gilt es theologisch wie kulturell näher zu betrachten.

Visionssuche als Teil der Konfi-Arbeit: Nach dem gemeinsamen Start in der nahen Kirche geht es über den Bach für eine mehrstündige Solozeit in den nächtlichen Wald. Zurück in der Kirche teilt jeder seine Geschichte mit der Gruppe, der Leiter würdigt sie dazu mit einem kurzen Spiegel. Wir sehen exemplarisch, wie ein Ritual aus der Visionssuchearbeit mit biblischen Texten des Übergangs und Aufbruchs verknüpft und zu einem integralen Bestandteil der Konfi-Arbeit vor Ort wird.

Ziel­gruppe

Alle Interessierten an dem Thema

Leitung

Dr. Emilia Handke (Nordkirche), Leen Fritz (ELKS), Jeremias Treu (EKBO), Steffen Weusten (EKM)

Kosten

15 €

Kontakt

Amt für kirchliche Dienste (AKD)
Goethestraße 26–30 | 10625 Berlin

Diana Schuster, Sekretariat Konfi-Arbeit
Telefon +49 30 3191 302
d.schuster@akd-ekbo.de