Fachtag Queersensible Seelsorge

„Wie soll ich Sie ansprechen? Das beunruhigt mich schon die ganze Zeit.“ oder: „Dass ich gerade in der Kirche solch ein Vorbild gefunden habe, das hat mir geholfen – danke!“. Zwei Sätze mit Tiefgang aus der seelsorglichen Praxis, aus den im Dorf- und Gemeindepfarramt typischen Tür- und Angel-Seelsorgemomenten. Seelsorge und seelsorgende Person stehen in einer engen Wechselwirkung miteinander – das wird im Zusammenhang mit einer transidenten seelsorgenden Person besonders deutlich. Ausgehend von spezifischen Situationen in der Seelsorge will dieser Workshop versuchen, gemeinsam mit den Teilnehmer*innen die Theorie hinter dem je eigenen und individuellen Seelsorgebegriff und der damit verbundenen seelsorglichen Identität der*des Seelsorgers*in zu entdecken.

Wenn Regenbogenfamilien ihre Kinder taufen lassen wollen oder queere Paare einen Traugottesdienst wünschen oder eine Anfrage zu einem Segensgottesdienst mit Namensfeier anlässlich einer Transition einer Transperson kommt, können Konflikte entstehen: Einzelne Familienmitglieder lehnen queere Personen ab oder wissen überhaupt nicht Bescheid. Andere Familien sind emotional überfordert. Im Workshop werden wir anhand von Fallbeispielen über Herausforderungen, Strategien und Chancen reden.  

Es scheint alles in trockenen Tüchern zu sein, der Job, die Wohnsituation, die Familie – aber doch rumort da etwas, bis es herausbricht: erst die Selbsterkenntnis, dann das Coming-out. Manchmal plötzlich, manchmal Schritt für Schritt verändern sich elementare Dinge im Leben. Welche das sein können und wie diese Veränderungen gut begleitet werden können, dem werden wir in diesem Workshop nachgehen. Neben der Perspektive der sich outenden Person nehmen wir auch die Perspektive des sozialen Umfeldes ein. Denn Coming-out geschieht im System.

Trauer – im Zusammenhang mit Tod, aber ebenso in Lebensabschnitten (z. B. Trennung; Transition; Jobwechsel) – seelsorglich queersensibel begleiten benötigt Kontextwissen und Reflexion: u. a. den Umgang mit Namen, Beziehungen, Fragen von Sichtbarkeit und Repräsentation sowie Sicherheit. Neben der Wahrnehmung von Kontexten und Bedürfnissen lade ich dazu ein, queere theologische Perspektiven auf Trauer – und Sterben – zu erkunden und ihren Ressourcenreichtum wahrzunehmen.

Wenn sich in der turbulenten Zeit der Pubertät die eigene Sexualität oder Genderidentität auf dem queeren Spektrum entpuppt, wird dies von vielen Jugendlichen (auch heute noch) als schwere Krise erlebt. Wie gelingt Seelsorge mit queeren Jugendlichen zwischen gesellschaftlich-internalisiertem Queerhass und dem Empowerment der GenZ, zwischen Arbeit mit Angehörigen und Ablösung von der Familie, zwischen Suizidprävention und safer space, zwischen innerem und äußerem Coming-out?