Hans-Hermann Wilke hat den Religionsunterricht in Berlin geprägt wie wenig andere Personen. Er leitete 26 Jahre lang von 1980 bis 2006 erst die Aus- und Fortbildung, später nur die Fortbildung von Religionslehrkräften in Berlin und später auch Brandenburg.
Hans-Hermann Wilke wurde am 2.5.1941 in Angermünde geboren. Er war zutiefst geprägt von der sozialdemokratisch angeführten Bildungsrevolution der 70er Jahre: Mündigkeit, Chancengleichheit und Offenheit der Gesellschaft waren die Ziele seiner Pädagogik. So entschied er sich nach Theologie-Studium und Vikariat nicht fürs Pfarramt, sondern für die Religionspädagogik. Das Konzept eines problem- und themenorientierten Religionsunterrichts teilte er mit seinem Mentor und Freund, dem Religionspädagogen Reinhard Dross, als dessen Assistent er an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig tätig wurde. Sein beruflicher Weg führte ihn über die Stelle als Akademischer Rat an die PH Hannover, wo er mit einer Dissertation über Friedrich Schleiermacher promovierte, 1980 nach Berlin ans Institut für den Katechetischen Dienst. Der Religionsunterricht in Berlin stand für ihn vor der doppelten Aufgabe, die biblische Botschaft in den Alltag der Schülerinnen und Schüler hinein und zugleich darüber hinaus zu erzählen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Religionsunterricht als unverzichtbarer Bestandteil gesellschaftlicher Bildung wahrgenommen wird. Später kam dann die Notwendigkeit der konstruktiven Auseinandersetzung mit anderen Religionen und Kulturen für ihn in den Blick: das Lernen voneinander, das Lernen miteinander. So wirkte er zwei Jahrzehnte im Arbeitskreis „Islam“ der EKiBB bzw. EKBO mit und gründete mit anderen die „Werkstatt der Religionen“.
Mit der Akademisierung 1997 wanderte die Ausbildung von Religionslehrer*innen an die Evangelische Fachhochschule, und die Fortbildung fusionierte als Pädagogisch-Theologisches Institut am anderen Ende der Goethestraße zum Bildungswerk der EKiBB.
Hans-Hermann Wilke wurde der Gründungsdirektor des neuen Bildungswerks und führte die beiden Teile der Zwangsehe sensibel und erfolgreich zusammen. Keine zehn Jahre später verlangten die massiven Sparmaßnahmen eine weitere Zusammenlegung im Bildungsbereich. 2006 wurden die Ev. Frauenarbeit, das Amt für Jugendarbeit, die Seelsorgeaus- und fortbildung und das Bildungswerk zum Amt für kirchliche Dienste zusammengeführt. So wurde Hans-Hermann Wilke nochmal für ein halbes Jahr Gründungsdirektor, diesmal des AKDs, und legte das Fundament für einen gelungenen Neuanfang im Fort- und Weiterbildungsbereich der EKBO.
Hans-Hermann Wilke verstarb am 25.2.2025 nach einem langen Weg zunehmender Einschränkungen und wurde am 24.4. auf dem Friedhof an der Stubenrauchstraße bestattet.
Prof. Dr. Philipp Enger, Evangelische Hochschule Berlin (EHB)
Bachelor-Studiengang Evangelische Religionspädagogik & Diakonik