Der Kinderrat – ein Beispiel für die Partizipation von Kindern in Kirchengemeinden
Partizipation eröffnet Kindern Bildungschancen. Wenn Kinder beteiligt werden, lernen sie frühzeitig, ihre Meinungen und Interessen zu erkunden und auszudrücken. Partizipation ermöglicht auch eine positive Erfahrung von Selbstwirksamkeit und schafft Bedingungen für eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung. Der Kinderrat ist ein methodisches Element der Beteiligung. Auch kirchliche Bildungsarbeit mit Kindern braucht ein Beteiligt sein der Kinder als eine wichtige Voraussetzung für Lernprozesse. Deshalb ist vor diesem Hintergrund Partizipation eine zentrale Voraussetzung für die Qualität kirchlicher Bildungsarbeit.
Auf dem Kindercamp der EKBO im Sommer 2023 wurden Partizipationselemente aus dem Bereich der Demokratiepädagogik auf den Kontext einer Kinderfreizeit übertragen.
Das Kindercamp sollte durch die Kinder mitgestaltet werden und sich auch durch die Beteiligung der Kinder verändern können. Der Kinderrat orientiert sich an dem Modell des Klassenrates, dessen Wurzeln in der Demokratiepädagogik liegen.
Jeden Morgen wurden auf dem Kindercamp die Kinder in ihren Gruppen nach ihrer Meinung gefragt. Diese Praxis führte dazu, dass sie sich aktiv an der Tagesgestaltung eingebracht haben. Am eindrücklichsten war eine Demonstration der Kinder auf der Bühne. Es war ein sehr heißer Tag und für die Kinder war es nicht einsichtig, dass die Badezeit des Kindercamps direkt am See gelegen stark limitiert war. Mit Transparenten machten sie auf ihre Bedürfnisse aufmerksam und die Tagesplanung wurde noch einmal mit der Campleitung besprochen. Das Ergebnis waren längere Badezeiten für die Kinder. Diese Kultur der Beteiligung an diesem kleinen Beispiel hat ihre Wirksamkeit deutlich gemacht.
Wie läuft ein Kinderrat ab?
Alle sitzen im Kreis. In der Mitte liegen die Rollenkarten. Beim ersten Mal erklärt die Leitung den Kinderrat:
Bei unserem Kindercamp gibt es einen Kinderrat. Vielleicht kennen das ja auch schon einige von euch aus der Schule. Wir möchten, dass ihr beim Kindercamp eure Meinung sagt, dass ihr Verbesserungsvorschläge macht, dass ihr Kritik äußert, aber auch sagt, was euch gefällt. Den Kinderrat macht ihr Kinder, und ich unterstütze euch dabei. Bei jedem Kinderrat gibt es vier Rollen zu vergeben. Sie liegen hier in der Mitte. Die können wir jeden Tag neu verteilen. Auf den Rollenkarten steht, was die Rolle beinhaltet bzw. welche Aufgabe damit verbunden ist. Ich stelle euch kurz die Rollen vor.
Der Ablauf ist immer gleich:
Begrüßung (macht die Moderation)
Lobrunde (Rollenkarte Lobrunde)
Themen für den Kinderrat finden (Was wollen wir heute besprechen?)
Feedback (Rollenkarte Feedback)
Kinder und Jugendliche bringen sich stärker ein, erleben Kirche als Ort, in dem es um sie und ihre Interessen geht, wenn sie beteiligt werden.
Es kann passieren, dass das geplante Programm umgeworfen wird, es kann sein, dass der Ort wechselt, dass sich auch Zeiten ändern, es kann auch sein, dass es insgesamt mehr Arbeit macht. Aber es lohnt sich, denn die Kinder und Jugendlichen fühlen sich als wirksame Akteur:innen, die Einfluss nehmen. Und das ist durchaus die Absicht. Denn die aktive Beteiligung stärkt die Gemeinschaft, macht Glauben erfahrbar und hält die Kirche für kommende Generationen lebendig und relevant. Beteiligung lohnt sich für alle.
Übrigens haben Mitarbeiter:innen der Konfi-Arbeit das Modell auch mit Erfolg auf die Konfi-Arbeit übertragen und Konfi-Räte eingeführt.

Dieser Artikel ist Teil des AKD-Arbeitsberichts 2023/2024.
Foto: Jeremias Treu