Was die Seele eigentlich ist? Das wussten wir auch nicht, als wir vor einem Jahr beschlossen haben, als Team einen religions-pädagogischen Tag zu gestalten.
Wir wussten nur: Schüler:innen sprechen von der Seele, denn sie ist überall vertreten, in Filmen, Liedern, Bildern, auf Teebeutel-Sprüchen, im Poesiealbum. Nur nicht in der Theologie, zumindest nicht in der protestantischen. Wir haben die Seele irgendwo auf dem Weg verloren. Oder, etwas weniger drastisch formuliert: während fast jede:r etwas zum Thema »Seele« zu sagen hat, Kinder ebenso wie Erwachsene, ist dazu in der protestantischen theologischen Literatur wenig zu finden. Das hat auch gute Gründe, denn mit der Metapher »Seele« gerät man schnell auf ziemlich unübersichtliches und theologisch unklares Terrain. Kann man, wenn man von Seele spricht, den Leib-Seele-Dualismus wirklich vermeiden – oder, anders gefragt: kann man von Seele sprechen, ohne den Leib abzuwerten? Wozu dient die Rede von der Seele? Und wozu brauchen wir überhaupt die Hoffnung auf Auferstehung, wenn die Seele doch sowieso unsterblich ist? Ist sie das überhaupt? Wer sagt das? Sagen wir das? Und wer sind »wir«? Mehr Fragen als Antworten also.
Und deshalb haben wir unseren religionspädagogischen Tag »Auf der Suche nach der Seele« genannt. Wir wollten als Team an unserer Sprachfähigkeit arbeiten, um unsere Gedanken und Ideen über die Dimension »Seele« zu kommunizieren – miteinander und mit den Lehrkräften, deren Schüler:innen ihre eigenen Seelen-Vorstellungen in den Religionsunterricht eintragen.
In unserem Arbeitsbereich gibt es einiges an Pflichtprogramm. Kurse sind gesetzt, bestimmte Inhalte und Kompetenzen müssen vermittelt und Prüfungen abgehalten werden. Mit der Vorbereitung des Seelen-Tages, für die wir uns viel Zeit gegeben haben, haben wir uns Freiräume geschaffen: zum Miteinander und zur jeweils eigenen Ausgestaltung des Themas. Die Seele ist eine weite Metapher, sozusagen ein Freiraum-Wort. Wir können uns ihr auf unterschiedlichen Wegen nähern. Das haben wir getan und so sind – nach dem theologischen Vortrag unserer katholischen Referentin Prof. Katrin Bederna – fünf ganz unterschiedliche Workshops bzw. Unterrichtsprojekte entstanden: Hat Frankensteins Monster eine Seele? Und wie ist es mit der Seele der Tiere? Geht Seele auch als Animationsfilm? Was hat Seele mit Seelsorge zu tun? Und was bedeutet eigentlich »Liebe tut der Seele gut«?1
Wenn wir von der Seele sprechen, bewegen wir uns immer auf einem schmalen Grat zwischen »tiefen Gedanken« und »sentimentalem Kitsch«. Im vollen Bewusstsein, nun vielleicht sentimental zu klingen, möchten wir hier doch einmal sagen: Die gemeinsame Suche nach der Seele hat unserem Team und unseren Seelen gutgetan!
Margit Herfarth, Christoph Kilian und Paula Nowak
1 Nachzulesen im zeitspRUng 1/2024

Dieser Artikel ist Teil des AKD-Arbeitsberichts 2023/2024.