Es ist nicht zufällig, welche Bibeltexte im Gottesdienst gelesen und über welche Schriftstellen gepredigt wird. Dafür gibt es eine gemeinsame Ordnung aller evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Sie ist in den Gesangbüchern abgedruckt. In ihren Grundzügen 1958 erarbeitet, ist sie 1978 schon einmal verändert worden.
In ihrer langen Geschichte sind solche Ordnungen immer wieder einmal erneuert worden. Immer geht es darum, biblische Texte zu wählen, die heute zu uns sprechen, die etwas in uns anrühren und uns heute Richtschnur unseres Handelns sein können. Zugleich sollen gute Traditionen bewahrt werden. Unsere Lebenswelt verändert sich und mit ihr auch die Ansprüche an die Verständlichkeit biblischer Texte. Sie haben es sicher selber schon erlebt, dass im Gottesdienst gelesene Texte mitunter schwer zu verstehen sind und sich oft nicht sofort erschließt, worum es geht.
Nach 40 Jahren wurde einvernehmlich zwischen den Kirchen verabredet, eine Überarbeitung der Ordnung vorzunehmen. Dabei sollten die Sonntagsevangelien möglichst stabil bleiben, die Anzahl der Texte aus dem Alten Testament deutlich steigen und geprüft werden, ob Korrekturen in der Ordnung des Kirchenjahres sinnvoll sind.
Eine Arbeitsgruppe hat nun einen Entwurf vorgelegt, der im kommenden Kirchenjahr erprobt wird. Die Gemeinden sind eingeladen, sich daran zu beteiligen. Alle, die Gottesdienste und Predigten vorbereiten, haben die Möglichkeit, eine Rückmeldung zu geben. Aus diesen Rückmeldungen werden am Ende der Erprobungszeit Kriterien und Hinweise für die Fertigstellung der neuen Ordnung gewonnen. Erst mit dem Kirchenjahr 2017/18 wird die neue Ordnung dann eingeführt.
Für Sie als Gemeinde wird sich zunächst nicht viel ändern. Aber vielleicht fällt Ihnen doch auf, dass ein Sonntag anders geprägt ist oder dass über einen Psalm gepredigt wird. Auch die vorgeschlagenen Wochenlieder sind verändert worden. Es könnte auch sein, dass ein bekannter Text etwas anders klingt. Denn manche Texte werden schon in der Neufassung der Lutherbibel gelesen, die ebenfalls gerade entsteht.
Es ist gut, wenn Sie nicht nur davon wissen, sondern den Prozess der Neugestaltung der gottesdienstlichen Lesungen und Predigttexte auch mit Ihrem aufmerksamen Interesse begleiten.
Dr. Ilsabe Alpermann, Studienleiterin für Gottesdienst im Amt für kirchliche Dienste, Berlin